In den letzten 7 Jahren erschienen dutzende neue MMORPGs, doch die wenigsten davon konnten langfristig überzeugen. MeinMMO-Redakteur Alexander Leitsch weint immer noch drei Spielen hinterher, die auf dem Papier richtig gut klangen, aber leider nie erschienen sind.
Neue MMORPGs kommen regelmäßig auf den Markt. Allein dieses Jahr kamen schon 5 neue Spiele heraus. Doch von den meisten hört man nur kurzfristig etwas. Das liegt daran, dass sie entweder zu wenige oder die falschen Innovationen enthalten oder einfach technisch schwächer sind als das, was bereits jetzt spielbar ist.
Die besten Beispiele sind Swords of Legends und Elyon, die 2021 erschienen sind. Beides sind grundsätzlich keine schlechten Spiele, doch sie machen einfach nichts besser, was ich nicht auch in anderen MMORPGs erleben kann.
Den MMORPGs fehlt es derzeit einfach an Innovation und großen Besonderheiten. Und genau deshalb trauere ich drei Spielen nach, die eine neue Vision hatten, es aber bedauerlicherweise nie zu einem Release geschafft haben.
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EverQuest Next
Was war das für ein Spiel? EverQuest Next war als dritter Teil der MMORPG-Reihe geplant, sollte aber viele Dinge anders machen als die beiden Vorgänger. Im Fokus stand die Idee einer gigantischen Sandbox, an der sich die Spieler selbst beteiligen können.
Man sollte die Welt ähnlich wie in Minecraft verändern und eigene Bauwerke errichten können. Gleichzeitig sollten die NPCs über eine besondere Technologie auf diese angepasste Welt reagieren und nicht nur als doofe KI an ihrem Platz stehen bleiben. Damit sollte die sonst oftmals starre MMORPG-Welt dynamischer werden.
Auch bei den Klassen wurde viel Wert auf Freiheit und Dynamik gelegt. Ihr solltet zu Anfang nur ein grobes Grundgerüst wählen und dann eure Fähigkeiten selbst zusammenstellen können. Jeder konnte nur eine gewisse Zahl von Fähigkeiten in die Aktionsleiste packen, ähnlich wie in Guild Wars 1. Die Fertigkeiten waren abhängig von der Waffe, aber auch von Keywords wie Schaden, Schaden über Zeit oder Heilung, die ihr selbst festlegen konntet.
Grafisch setzte EverQuest Next auf eine bunte, aber stilistisch hübsche Welt, die schon vor der Alpha einen guten Eindruck machte.
Hier seht ihr einen Trailer für EverQuest Next:
Die große Innovation war die Ergänzung EverQuest Landmark, ein eigenes Spiel, in dem die Spieler Zugriff auf Entwickler-Tools bekamen und Content kreieren konnten. Dieser hätte dann schnell von Daybreak Games in das Hauptspiel EverQuest Next übertragen werden können, wodurch die Spieler selbst zu Entwicklern geworden wären.
Spiele wie Skyrim zeigen, dass die Spieler Spaß an der Entwicklung von eigenen Mods haben und so schier endlosen Content kreieren können. Das wäre mit Landmark sogar noch viel schneller möglich gewesen.
Mit dynamischen NPCs, von Spielern generiertem Content und einer großen Marke wie EverQuest im Hintergrund deutete vieles auf eine kleine Revolution der MMORPGs hin. Landmark wurde sogar als eigenes Spiel veröffentlicht, doch 2016 wurde die Einstellung von EverQuest Next bekannt gegeben.
Dave Georgeson, der frühere Chef des Projekts, war sich sicher, dass EverQuest Next unter Sony möglich gewesen wäre, doch die verkauften das Studio während der Entwicklung an Daybreak Games.
Das soll am Ende der Sargnagel für das ambitionierte Projekt gewesen sein. Die Entwicklung an Everquest Next wurde offiziell am 11. März 2016 eingestellt.
Allerdings würde jetzt ein Nachfolger angekündigt:
Ultima X Odyssey
Ultima X Odyssey sollte ein neuer Nachfolger zu Ultima Online werden, nachdem der eigentliche zweite Teil bereits 2001 gecancelt wurde. Die Grundidee von Odyssey, das 2003 angekündigt wurde, setzt auf eine Third-Person-Ansicht und ein Tugend-System.
Anstatt ständig das nächste große Böse zu besiegen, mussten die Spieler Aktionen und Quests erledigen, um Tugenden wie Mitgefühl, Ehrlichkeit, Demut und Opferbereitschaft unter Beweis zu stellen. Über diese sollten dann neue Fähigkeiten freigeschaltet und die Richtung des Charakters vorgegeben werden.
Laut EA sollte man ständig Entscheidungen treffen und so das Ergebnis von Quests verändern können. Lässt man den auf frischer Tat ertappten Dieb am Leben, weil er verhungerte und keine andere Möglichkeit sah, oder führt man ihm seiner gerechten Strafe zu?
Hier seht ihr den offiziellen Trailer zum Spiel aus 2003:
Ultima X Odyssey bot die Wahl aus 12 verschiedenen Klassen und sollte auf ein dynamisches Kampfsystem mit Blocken und Ausweichen setzen. Auch bei der Ausrüstung ging das Spiel einige neue Wege, denn ihr solltet Items ausrüsten können, die mit euch mitleveln und von euch über das Crafting verbessert werden konnten.
Im Endgame sollte vor allem PvP eine Rolle spielen, wobei die Kämpfe nur ein speziellen Gebieten stattfinden und mit einer Ladder verknüpft sein sollten.
Wahrscheinlich hätte es das Spiel mit einem Release im Jahr 2004 gegen WoW und EverQuest 2 schwer gehabt. Doch vieles klingt noch jetzt auf dem Papier nach einer richtig guten Idee, die EA 2003 hatte, gerade mit den vielen Entscheidungen bei den Quests.
Allerdings wurde das Spiel eingestellt, bevor es überhaupt in Konkurrenz mit den anderen beiden Titeln treten konnte. Als Gründe wurde genannt, dass ein Teil des Teams für eine neue Erweiterung von Ultima Online abgezogen wurde und ein anderer Teil den Umzug von EA von Austin in Texas nach Kalifornien nicht mitmachen wollte.
Titan
Project Titan ist ein MMORPG von Blizzard, das nie das Licht der Welt erblickt hat. Ihr solltet darin in die Rolle eines Supersoldaten schlüpfen, der tagsüber einem regulären Leben nachgeht, während er nachts wichtige Einsätze zum Schutz der Menschheit ausführt.
Das MMORPG sollte in einer nahen Zukunft der Erde spielen und viele realistische Elemente aufweisen. Ein Ziel des Spiels war es wohl, dass sich die Spieler eine Art zweites Leben aufbauen sollten.
Viel konkreter wurde Blizzard aber nie. Die Entwicklung wurde bereits 2014 eingestellt und die Überreste des Spiels teilweise dazu verwendet, um Overwatch zu bauen.
Laut dem damaligen Blizzard-Chef Mike Morhaine war das Spiel eine logische Weiterentwicklung von WoW, die jedoch nur aus Ideen, aber nie aus echter Leidenschaft bestand.
Honorable Mention: Sword Art Online
Sword Art Online ist eine Geschichte aus Japan, die in Novellen, Mangas und Animes erzählt wird. Es geht um ein MMORPG in der Virtual Reality, in der die Spieler durch besondere Hardware sämtliche Sinneswahrnehmungen erleben, die im Spiel passieren.
Tatsächlich gibt es schon MMORPGs, die den Namen Sword Art Online tragen, doch maximal an der Oberfläche dessen kratzen, was die eigentliche Idee des Spiels ist. Bisher gibt es noch keinen Titel, der ansatzweise an eine so immersive Welt herankommt.
Mit Zenith – The Last City erschien Anfang 2022 ein VR-MMORPG auf Steam, das jedoch sowohl grafisch als auch inhaltlich viel Luft nach oben hat. Trotzdem war das Interesse daran bereits riesig:
Ein neues WoW braucht große Ideen – und ein großer Name kann helfen
Eine dynamischere Welt, von Spielern generierter Content, der Aufbau eines zweiten Lebens und eine Virtuelle Realität – das sind die großen Innovationen, die die hier genannten Titel ausgemacht haben und an die sich die Spiele der Zukunft wagen müssen, um frischen Wind in das Genre zu bringen.
Die Faszination des kommenden MMORPGs Ashes of Creation etwa liegt für viele in den Nodes. Die Gebiete im Spiel sollen sich weiterentwickeln und abhängig vom Fortschritt der Spieler. Städte wachsen, neue Quests werden freigeschaltet und Weltbosse, Dungeons oder dynamische Events treten auf.
Es ist eines der wenigen kommenden MMORPGs, das auch von mir als innovativ angesehen wird, auch wenn der PvP-Fokus für einige ein Hindernis sein wird und deshalb den Erfolg mindern könnte. Wie es derzeit um das Spiel steht, verraten wir hier:
Alles zum neuen MMORPG Ashes of Creation – Release, Klassen, Gameplay und Nodes
Auffällig ist zudem, dass ein großer Name hilft, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und natürlich auch das nötige Geld für die Umsetzung zu haben. MMORPGs sind ein teures und risikoreiches Genre, wie diese eingestellten Spiele allesamt beweisen.
Auf welches MMORPG hättet ihr euch sehr gefreut? Und was braucht das MMORPG der Zukunft eurer Meinung nach?
Der Beitrag 3 MMORPGs hätten das Genre revolutionieren können, sind aber leider nie erschienen erschien zuerst auf Mein-MMO.de.
Source: Destiny 2 PC