Warum bekommen Spiele wie ARK Survival Evolved oder Destiny nun Fortsetzungen, wo sie doch als Endlostitel konzipiert scheinen? Und ist das gut oder ist das schlecht? Es ist eine seltsame Sache, findet unser Autor Schuhmann. Aber warum beendet man Spiele, die man jahrelang erweitert hat und noch jahrelang erweitern könnte?
Das Dino-MMO ARK Survival Evolved ist erst seit wenigen Monaten offiziell erschienen. Es war zwei Jahre im Early Access, wurde da gehegt, gepflegt und erweitert. Und ARK soll auch noch zwei kostenpflichtige Erweiterungen erhalten. Aber jetzt spielen die Entwickler öffentlich mit dem Gedanken an eine Fortsetzung: „Irgendwann braucht ARK ein Sequel“, sagt der Creative-Director Jesse Rapczack in einem Interview. So in ein oder zwei Jahren könnte da die Entwicklung starten.
Das muss wie Hohn in den Ohren der Dino-Fans klingen, die sich erst Ende August ein Komplettpaket geholt und erwartet haben, ARK auf Jahre zu spielen. Viele warten noch auf die versprochenen Fixes, Features und Performance-Verbesserungen – da sind die Entwickler mit ihren Gedanken schon bei ARK 2.
Bei Destiny eine ähnliche Situation: Aber die sind schon weiter. Destiny 2 ist seit Ende September auf dem Markt. Schon vor Monaten hieß es da: Also bei Destiny 1 machen wir jetzt nichts mehr, all unsere Bemühungen richten sich fortan auf Destiny 2.
Dabei versteht keiner so recht, warum da ein zweites, neues Spiel herauskommen musste, wenn doch so vieles aus dem ersten Teil jetzt wiederverwendet wird. In Destiny 2 sieht man dieselben Gegner-Rassen, dieselben <span class="glossaryLink " title="Glossar: NPC" data-cmtooltip="
„>NPC, sogar fast dieselben Subklassen. Auch Waffentypen und zahlreiche Exotics kennen Veteranen noch aus dem ersten Teil.
Der Unmut der Fans ist groß: “Warum bringen sie denn ein neues Spiel, wenn sie eh alles aus Destiny 1 recyclen?”, liest man immer wieder.
Für viele ist klar: Destiny 2, das wäre als Erweiterung für Destiny 1 eine Super-Sache gewesen. Als eigenständiges Sequel ist das Ding aber suboptimal, enttäuscht ein bisschen. Viele Veteranen haben nicht das Gefühl, hier wirklich ein neues Spiel zu zocken. Die Rede ist von Destiny 1.5.
ARK 2 – Destiny 2? Was ist da los? Warum machen die nicht das alte Spiel weiter?
Warum machen Studios das also? Warum treibt es sie zu Fortsetzungen?
Die Entwickler von Destiny nannten in einem Statement mehrere Gründe für Destiny 2:
- Ganz lapidar: Es gibt einen Teil 2, weil sie vertraglich dazu verpflichtet sind durch den Publishing-Deal mit Activision
- Außerdem kurbelt ein zweiter Teil die Verkäufe an. Das wär mit einer Erweiterung zu Destiny 1 schwierig, weil es für Beginner immer schwerer wird, in ein bestehendes Spiel neu einzusteigen, je länger ein Titel läuft
- Zudem kamen mit Destiny 2 PC-Spieler neu hinzu, denen wollte man eine ideale Einstiegsmöglichkeit in die Welt von Destiny geben
Bei ARK ist die Begründung: Die Entwickler haben eine Menge bei ARK 1 gelernt. Es ist aber schwer, das in den „alten Code“ einzuarbeiten. Die Entwicklung eines neuen Titels ist so effizienter.
Außerdem würde man bei der Popularität des Spiels ihm einen Bärendienst erweisen, wenn man kein Sequel macht. Man fühlt sich praktisch durch den Erfolg von ARK dazu verpflichtet, ein ARK 2 zu entwickeln.
Weg mit dem Alten, her mit dem Neuen
Aus Sicht der Entwickler ist so ein „Sequel“ eine schöne Sache. Man hat die Gelegenheit, von Neuem anzufangen und sich von Ballast zu trennen. Außerdem wird man attraktiver für neue Spieler.
Sowohl bei Destiny 1 als auch bei ARK gab und gibt es zahlreiche Probleme mit dem Grundspiel, die eine verfahrene Situation darstellen. Probleme sind über Jahre gewachsen, Lösungen fallen schwer.
- Bei Destiny war die Balance der Waffen schon immer ein Problem, auch die Story wirkte verfahren. Da reizt ein Neuanfang.
- Bei ARK machen Performance-Probleme dem Spiel schon seit Jahren zu schaffen, weil ARK so viele Elemente gleichzeitig auf einem Server erlaubt, dass der gern in die Knie geht. Außerdem gab es einen fürchterlichen Dupe-Bug, den man sicher auch gerne endgültig loswerden würde.
Bei solchen Problemen ist es für beide Projekte reizvoll zu sagen: Wir machen Tabula Rasa, fangen bei Null an, übernehmen die Sachen aus dem „alten Spiel“, die funktioniert haben, und machen den Rest neu. Jetzt wissen wir es ja auch viel besser als damals und können es von Anfang an richtig machen.
Also lieber einreißen und neu bauen, statt das Alte zu reparieren?
Finanzieller Anreiz groß
Auch der finanzielle Anreiz ist groß: Für ein neues Spiel kann man wieder Vollpreis verlangen. Vor allem ist das Interesse der Käufer viel höher als an einer ollen Erweiterung. So eine Zahl sieht auf der Verpackung klasse aus und reizt neue Kunden, sich das mal anzusehen. Sie signalisiert: Das ist ein neues Spiel! Kauf mich. Es fangen alle bei Null an.
Außerdem ist es möglich, dann das Bezahlsystem neu aufzusetzen und sich den neuen Entwicklungen des Marktes anzupassen.
- Bei Destiny 2 hat man mit dem Sequel gleich den Cash-Shop aufgebohrt. Shader, die in Teil 1 noch permanent waren und zum Ingame-Belohnungssystem gehörten, hat man jetzt zu Einweg-Shadern umgemodelt und sie an Lootboxen im Cash-Shop gekoppelt. Einen neuen Season-Pass gibt’s obendrein. Eine Erweiterung im Herbst 2018 ist so gut wie sicher.
- ARK hatte sich vor Jahren selbst Mikrotransaktionen verboten, ist also auf „Verkaufs-Einnahmen“ für Erweiterungen und DLCs angewiesen. Das sähe bei einem ARK 2 vielleicht anders aus. Einen Cash-Shop könnte man neu mit den Fans verhandeln. Außerdem ginge es mit einem ARK 2 vielleicht wieder in einen Early-Access. Da fühlt sich ARK bekanntlich wohl.
Was wird aus den alten Spielen?
Aber was wird mit den alten Titeln, wenn die neuen kommen?
Die Erfahrung zeigt: Nicht mehr viel. Destiny 1 wurde de facto beendet. Die Server sind zwar noch offen, die Weiterentwicklung ist aber eingestellt. Auch die wöchentlichen und monatlichen <span class="glossaryLink " title="Glossar: PvP" data-cmtooltip="
„>PvP-Events sind zu Ende. Einen richtigen Grund nannte Bungie dafür nicht. Bei ARK könnte das auch so passieren.
Ein Sequel heißt heute fast immer, dass die alten Titel auslaufen. Nur MMORPG-Oldies wie Everquest, Asheron’s Call oder Lineage widersetzten sich solchen Gesetzmäßigkeiten – da liefen Original und Nachfolger lange parallel zueinander. Aber das könnten Relikte aus früheren Zeiten sein.
Heute heißt ein Sequel wohl: Das alte Spiel ist zu Ende.
Die Probleme mit solchen Sequels für Endlos-Spiele
Eigentlich sind solche Spiele wie Destiny oder ARK als „Endlos-Titel“ angelegt, fühlen sich zumindest so an. Sie leben von ihren Konzepten, ihren fantastischen Ideen, die beliebig ausgebaut und erweitert werden können.
- Bei Destiny könnte Bungie beliebig neue Missionen, Waffen, Strikes und Raids bringen. Und das hat Bungie ja auch drei Jahre lang gemacht.
- Bei ARK sind es Spieler gewöhnt, dass mit jedem Update neue Technik, neue Dinos, neue Features kamen. ARK fühlte sich zu keinem Zeitpunkt fertig an – kann natürlich beliebig ausgebaut und erarbeitet werden. Die Fans erwarten das auch.
Alles, was der Spieler an Zeit und Geld in Destiny 1 oder ARK investiert haben, sollte eigentlich für die Ewigkeit halten. In der Praxis beenden solche „Sequels“ aber diesen Vertrag, verpassen allem ein Ablauf-Datum.
Zwar wusste man bei Destiny schon lange, dass ein Destiny 2 kommen würde, aber die Feinheiten waren unklar:
- So verwendet Destiny 2 zwar vieles aus Destiny 1 wieder
- aber alle Fortschritte und auch die Cash-Shop-Einkäufe der Spieler fallen komplett weg
So hatte man sich das eigentlich nicht vorgestellt.
Mehr Relaunch als Fortsetzung
Dazu kommt: Eigentlich sind Neuauflagen solcher Spiele ja keine „Fortsetzungen“, sondern fühlen sich eher wie ein Relaunch an.
Die “2” auf dem Titel signalisiert “neues Spiel”, aber in der Praxis ist es eher dasselbe Spiel nochmal, aber ein bisschen anders.
ARK oder Destiny – das sind mehr Konzepte und Ideen als wirkliche Geschichten. Was sollte ein ARK 2 viel anders machen als ein ARK?
Es wäre im Prinzip kein „neues Spiel“, sondern eine „verbesserte, modernisierte Neuauflage des Alten“ – so wie es alle paar Jahr ein neues Civilization oder ein The Sims gibt.
Die Fortsetzung von Unendlich – Eine Frage des Geldes
Es ist ein seltsamer Trend: Eigentlich wollen die Publisher ja, dass einzelne Spiele lange weiterentwickelt werden und relevant bleiben. Aber Titel wie ARK oder Destiny wollen offenbar lieber Spiele-Reihen werden und widersetzen sich diesem “Games-as-a-service”-Trend. Dabei sind ARK und Destiny zwei Titel, die diesen Trend erst populär gemacht haben.
Wahrscheinlich liegt’s im Kern dann doch an Besonderheiten und vor allem am Geld :
- Bei Destiny wurden die Verträge mit Activision um 2010 herum gemacht, die verpflichten Bungie dazu, weitere Teile herauszubringen. Damals wusste weder Bungie noch Activision, dass auf Konsolen so ein “Endlos”-Titel funktionieren könnte. Auf die digitalen Einnahmen durch Mikrotransaktionen setzte damals noch keiner. Damals dachte man, Destiny könnte Geld nur mit Vollpreis-Titeln und DLCs verdienen wie ein Call-of-Duty. Heute weiß man: Eigentlich wäre es auch anders gegangen.
- Bei ARK fehlt die Möglichkeit, das Spiel über Mikrotransaktionen zu monetarisieren und zu unterhalten. Man muss wieder Verkäufe des Grundspiels generieren, damit Geld in die Kasse kommt: ARK fehlt für den Endlos-Betrieb ein Finanzierungsmodell.
Jetzt haben wir eine seltsame Situation von Spielen, die sich eigentlich wie “Endlos”-Titel anfühlen, aber auf ein Ende zumarschieren und auf eine Fortsetzung. Hoffentlich wird das kein Trend: Es könnte das Vertrauen der Spieler erschüttern. Eine Art nicht ausgesprochenen Deal zwischen Spielern und Entwicklern verletzen.
Was sagt Ihr dazu? Seid Ihr ein Fan von diesen Ideen, weil sie die Möglichkeit zum Neuanfang nutzen? Oder überwiegen für Euch die Probleme?
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Source: Destiny 2 PC