
Rund um Destiny 2 kriselt es. Fans sind unzufrieden. Viele kehren dem Spiel den Rücken. Bungie versucht, mit Hilfe umfangreicher Änderungen das Spiel wieder auf Kurs zu bringen und betont dabei stets, man höre die Wünsche und Sorgen der Community. Aber hört Bungie auch wirklich zu?
Am Freitag, den 9. März, veröffentlichte Bungie die langerwarteten Details zu den Sandbox-Anpassungen im Rahmen des kommenden Updates 1.1.4 für das Sorgenkind Destiny 2. Und es kam wie befürchtet: Die Foren und Kommentarbereiche vieler Fanseiten brennen, die Community ist wieder mal in Aufruhr.
Grund dafür sind einige angekündigte Änderungen, die das Sandbox-Update mit sich bringen wird. Viele davon werden dem Spiel mit Sicherheit gut tun. Andere wirken jedoch an den Wünschen der Fans vorbeientwickelt.
Nach manchen Anpassungen wurde nie gefragt. Sie wirken sinnfrei oder verstärken bestehende Probleme sogar, anstatt sie zu beseitigen. Es entsteht der Eindruck, als blieben einige essentielle Teile des Spieler-Feedbacks ungehört. Die Community fühlt sich übergangen – obwohl Bungie nicht müde wird, stets zu beteuern, wie sehr man die Community hört.
Es stellt sich also die Frage: Hört Bungie der Community tatsächlich zu?
Bungies Umgang mit Feedback – die Wurzel allen Übels
Zwar hat Bungie unlängst versprochen, die Kommunikation auszuweiten und offener zu gestalten, doch seit Destiny 1 hat sich Bungies Verhalten im Umgang mit Fan-Kritik <span class="glossaryLink " title="Glossar: BiS" data-cmtooltip="
„>bis heute nicht sonderlich verändert. Bungie fällt bei der Verarbeitung von Feedback immer in dieses Muster:
- Die Community findet ein optimierungsbedürftiges Feature oder verbesserungswürdige Parameter und gibt konstruktives und durchdachtes Feedback: “Der Modus X ist gerade aus den Gründen Y und Z nicht besonders attraktiv. Bungie, so könnt ihr das Problem lösen: Lösung A, Lösung B.”
- Bungie schaut sich das Feedback an, legt dann selber Hand an und antwortet im Nachhinein : “Wir hören Euch! Eure Meinung ist uns sehr wichtig! Wir sehen, dass Ihr die Lösung A oder B wollt. Aber das wollt Ihr nicht wirklich. Was Ihr WIRKLICH wollt, ist Lösung C. Wir präsentieren Euch also die Lösung C!”
- Die Community schaut sich die Lösung C an und sagt: “Ok, einige Ansätze von Lösung C sind tatsächlich gut, aber Lösung C löst unter dem Strich nicht die Probleme Y und Z und bringt teils sogar mehr neue Probleme mit sich. Mit Lösung A oder B wären doch alle Probleme beseitigt.”
- Daraufhin sagt Bungie: “Wir hören Euch. Euer Feedback ist für uns von großem Wert. Aber spielt erstmal Lösung C, das wird wirklich toll. Ihr werdet sehen.”
Genau nach diesem Muster lief auch die Umsetzung von wichtigen Teilen des Player-Feedbacks im bereits veröffentlichten Update 1.1.3 und im kommenden Update 1.1.4 für Destiny 2 ab.
Die Community hatte bereits mehrfach deutlich und konstruktiv Richtung Bungie kommuniziert, wo die aktuell gravierendsten Schwächen von Destiny 2 liegen und wie diese konkret angegangen werden können. “Entfernt endlich den Timer im Dämmerungsstrike. Senkt die Time to Kill im Schmelztiegel. Das ist der Grund für eine Vielzahl von Unstimmigkeiten im problemgeplagten <span class="glossaryLink " title="Glossar: PvP" data-cmtooltip="
„>PvP von Destiny 2” – so lautete der allgemein vorherrschende Tenor innerhalb der Hütergemeinschaft.
Daraufhin stellten die Entwickler von Bungie Änderungen vor, die in Teilen für Kopfschütteln, Frust und Unverständnis bei den Fans sorgten. So fiel zum Beispiel im Dämmerungsstrike zwar der Timer weg, Bungie installierte im Gegenzug jedoch gleich einen neuen – diesmal nur verborgen. Im gleichen Zuge entfernte man kurzerhand alle Modifikatoren aus der normalen Version des Nightfalls – eine Änderung, nach der niemand gefragt hatte und die für große Augen innerhalb der Community sorgte.
Auch Teile der kürzlich bekanntgewordenen Änderungen, die im Rahmen des nächsten Updates Ende März 2018 Einzug ins Spiel halten werden, sorgten für allgemeine Verwunderung. So wurde die zu hohe Time to Kill zwar auch von Bungie selbst als eines der größten Probleme registriert, doch anstatt lediglich diesen einen Parameter zu optimieren, drehte Bungie gleich an einer Vielzahl anderer Schrauben, wodurch sich nun teils neue Problemfelder im PvP auftun könnten.
Dabei bleibt das eigentliche Problem – die zu hohe Time to Kill – allem Anschein nach immer noch ungelöst. Auf die Frage, warum man nicht einfach nur die Time to Kill gesenkt hat, hieß es seitens Bungie, man soll erstmal das Update spielen, das wird eine tolle Erfahrung.
So kommt auch hier das für Bungie so typische Muster erneut deutlich zum Vorschein.
Hört Bungie seinen Fans zu?
Diese Systematik offenbart einige fundamentale Probleme im Prozess von Bungies Feedback-Verarbeitung und beantwortet auch gleichzeitig die eingangs gestellte Frage, ob Bungie der Community tatsächlich auch zuhört.
Bungie hört die Diskussionen innerhalb der Community und sammelt daraus Feedback für eventuelle Optimierungen – so viel steht fest. Das Feedback, das die Entwickler erhalten, beschränkt sich jedoch nicht nur auf Kritik aus den Reihen der Spieler. In den Optimierungsprozess von Destiny 2 fließen auch eine gewaltige Menge von weiteren Daten ein, die Bungie beiläufig ingame von den Spielern sammelt.
Diese Daten liefern den Entwicklern wichtige zusätzliche Erkenntnisse über verschiedenste Parameter und Problemfelder des Spiels. So bietet sich den Entwicklern ein ganz anderer Blick auf Probleme in Destiny 2. Entsprechend haben sie auch eine ganz andere Herangehensweise, eben diese Probleme im Verlauf des Optimierungsprozesses zu lösen.
Der Fehler, den Bungie dabei begeht: Sie binden die Community nur einmalig in den besagten Optimierungsprozess ein. Man hört den Spielern zu – jedoch nur ein Mal und nur am Anfang.
Danach bleiben die Spieler komplett außen vor. Während der eigentlichen Optimierungsphase tritt man mit ihnen nicht in einen dringend nötigen Dialog. Man stellt keine der ausgearbeiteten Lösungsansätze vor und befragt die Hüter nach ihrer Meinung, welcher Lösungsansatz nun der bessere sei und ob man daran nochmals etwas verbessern könnte.
Man holt sich kein weiteres Feedback aus den Reihen der Hüter. Die Spieler-Gemeinschaft bekommt das endgültige Ergebnis der Optimierungsarbeiten in Form eines Updates präsentiert und hat keine Möglichkeit, noch Einfluss darauf zu nehmen. Es bleibt also beim einmaligen Zuhören seitens Bungie – doch das ist schlichtweg nicht genug!
Und genau das ist der Hauptgrund, weshalb viele aus der Community das Gefühl haben, ihr Feedback würde bei Bungie auf taube Ohren stoßen.
Trägt Bungie allein die Schuld?
Obwohl Bungie selbst über die Strukturen und über den Ablauf der hauseigenen Optimierungsprozesse bestimmt, ist der von Bungie gewählte Ansatz, die Community nur einmalig einzubinden, nicht nur dem Studio selbst und seinen “bösen Absichten” zuzuschreiben – zumal eine solche Vorgehensweise den gängigen Standard in der Branche verkörpert.
Bungies Vorgehen ist in einem gewissen Grad sogar nachvollziehbar. Denn wohin das uneingeschränkte Umsetzen von Feedback aus Reihen der Community ohne eine klare eigene Linie führen kann, durfte Bungie anhand der <span class="glossaryLink " title="Glossar: Nerf" data-cmtooltip="
„>Nerf-Problematik beim Vorgänger bereits am eigenen Leib spüren. Auch Teile der Community haben also bereits zu Zeiten von Destiny 1 tatkräftig zu der aktuellen Situation beigetragen.
Wie lassen sich solche Probleme vermeiden?
Sollte Bungie am bisherigen Konzept zur Feedback-Verarbeitung und Spiel-Optimierung festhalten, wird sich an der aktuellen Lage wohl kaum etwas ändern. Ein Kurswechsel ist hier jedoch nicht in Sicht.
Ein Parade-Beispiel, wie es anders geht, liefern jedoch die Entwickler von The Division.
Diese gingen mit ihrer berühmten Aussage “Unser Spiel macht keinen Spaß” wohl in die Geschichte ein. Nach diesem Eingeständnis arbeitete Massive Entertainment Hand in Hand mit der Community zusammen. Man lud ausgewählte Spieler ins Studio ein und sorgte auf diesem Wege dafür, dass Wünsche und durchdachte Konzepte aus der Fan-Gemeinschaft auf direktem Wege in den Optimierungsprozess mit einflossen.
Das hat substanziell dazu beigetragen, dass The Division schlussendlich mit einem versöhnlichen Spielerlebnis auftrumpfen konnte und dadurch aktuell wieder solide dasteht.
Wie seht Ihr diese Problematik? Schreibt Eure Meinung gerne in den Kommentar-Bereich.
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Source: Destiny 2 PC