
Das Genre MMORPG scheint mehr und mehr aus dem Mainstream zu schwinden. Aber ist das wirklich so? Unser Autor Schuhmann hadert. Dafür, dass MMORPGs wie WoW, The Elder Scrolls Online oder Final Fantasy XIV eigentlich out sind, geht es ihnen erstaunlich gut.
Als ich 2013 auf der Seite „Mein MMO“ angefangen haben, dachte ich, es wird vor allem eine MMORPG-Seite.
Damals steckte WoW ein bisschen in einer Krise, aber überstrahlte immer noch das Genre. WoW war der Platzhirsch, die große Nummer Eins, die jeder kannte, auch wenn er nichts mit MMORPGs am Hut hatte. Zwar war WoW nach dem enttäuschenden Cataclysm und dem plüschigen Mists of Pandaria schon nicht mehr so relevant wie zu Burning-Crusade- oder WOTLK-Zeiten, aber World of Warcraft war immer noch ein Gigant.
Dazu wirkte Guild Wars 2 frisch. Das war ja erst ein Jahr vorher erschienen. Ich dachte, Guild Wars 2 könnte das nächste richtig große Spiel werden und eine andere MMORPG-Kultur neben WoW etablieren: eine freiere Interpretation des Genres, ohne das stetige Höher, Schneller, Weiter von WoW.
MMORPGs 2013: Goldene Zeit steht bevor
2013 war sowieso eine Menge <span class="glossaryLink " title="Glossar: LoS" data-cmtooltip="
„>los:
- Final Fantasy XIV hatte gerade seine Wiedergeburt angetreten und tauchte auf dem Radar auf.
- SWTOR konnte die Wende als Free2Play-Titel noch schaffen und sich prächtig weiterentwickeln mit der tollen Lizenz, dachte ich.
- Außerdem standen WildStar und The Elder Scrolls Online vor der Tür – das waren sichere Hits in meinen Augen.
Am Horizont warteten Spiele wie Titan von Blizzard oder Everquest Next von SOE. Ich dachte: Diese riesigen AAA-Titel würden die nächste goldene Ära der MMORPGs einleiten. Ich nahm an: Dieser Quatsch mit “WoW-Killer” wäre nun zu Ende und es ginge mit Innovativen und hochwertigen Games richtig los.
Dazu gab’s noch Klassiker in der Nische, die einen Blick lohnten, wie Herr der Ringe Online, Rift oder Star Trek Online. Mit Exoten wie Tera oder Dragon’s Prophet wollten wir uns auf der Seite unbedingt beschäftigen. In Asien hörte man schon von Perlen wie ArcheAge und Blade and Soul.
Keine Frage: Mein MMO würde vor allem MMORPGs als Schwerpunkt behandeln. Goldene Zeiten standen bevor. Das dachte ich 2013.
Schwerpunkt lag zwischen 2013 und 2018 aber auf anderen Online-Games
Wenn ich heute auf die letzten Jahre zurückblicke, sehe ich davon nur wenig.
Klar, wir haben fast jeden Tag ein paar WoW-News. Wir haben was zu Final Fantasy XIV und Black Desert, was zu Guild Wars 2 oder The Elder Scrolls Online. Wir covern auch die Asia-Spiele oder bringen was zu den Crowdfunding-MMORPGs, die seit Jahren interessant, aber noch lange nicht erschienen sind.
Doch das Interesse unserer Leser lag in den letzten Jahren meist woanders. Zum Großteil dominierten andere Spiele das Online-Gaming: Shooter wie Destiny, Warframe oder The Division, Games wie PUBG oder Fortnite, die wie für Twitch gemacht sind. Spiele, die auf eSports setzen, wie LoL oder Overwatch.
Dazu jüngst das Coop-RPG Monster Hunter: World, das Spieler als eine erfrischende Abwechslung wahrnehmen bei all dem Gerede von DLCs und Mikrotransaktionen, die das Online-Gaming sonst begleiten und runterziehen.
So ein bisschen sind die MMORPGs in den letzten Jahren aus dem Fokus des Online-Gaming verschwunden.
Was ist in den letzten Jahren mit den MMORPGs passiert?
Keine Frage. Die goldene Ära, von der man 2013 geträumt hat, kam nie.
- Titan wurde von Blizzard eingestampft, weil das Spiel wohl nicht mehr dem Zeitgeist entsprach. Aus den Resten hat Blizzard Overwatch gemacht und verdient damit Unsummen.
- Everquest Next erblickte nie das Licht der Welt. Das scheint wohl überambitioniert gewesen zu sein und kam nie richtig zusammen.
- Die Asien-Spiele sind fast alle in der Nische verschwunden. Böse Zungen sagen, Free2Play-Spieler verzehren MMORPGs wie ein Heuschrecken-Schwarm: Erst versammeln sich alle um ein neues Spiel, um es dann kurz darauf zu verlassen.
- WildStar verpuffte damals praktisch. Danach wurde kein großes westliches MMORPG mehr angekündigt. Seit 4 Jahren wagt sich kein Publisher mehr so richtig an das Thema – wobei in letzter Zeit zarte MMORPG-Triebe sprießen.
2015 war der Tiefpunkt für MMORPGs
Gerade Anfang 2015 sah die MMORPG-Welt ziemlich düster aus:
- Die PC-Releases von WildStar und The Elder Scrolls Online stellten sich als Flops heraus
- WoW war mit „Warlords of Draenor“ an einem Tiefpunkt angekommen
- Es war kein greifbares, westliches MMORPG mehr da, auf das Fans wirklich warten konnten
Es sah mau aus – große Hoffnungsträger 2015 waren nicht zu erkennen.
2018 sieht es deutlich besser aus
Wenn wir heute auf das MMORPG-Genre blicken, hat sich die Perspektive wieder deutlich verbessert.
Von den neuen MMORPGs und Hoffnungsträgern, die wir 2013 auf dem Radar hatten, konnten sich letztlich zwei Spiele durchsetzen:
- The Elder Scrolls Online hat es geschafft, indem man sich voll dem „The Elder Scrolls“-Erbe zugewandt hat, auf Story und Freiheit setzte
- Black Desert hat eine Nische gefunden irgendwo im Schnittbereich der Fans von Sandbox, <span class="glossaryLink " title="Glossar: PvP" data-cmtooltip="
PvPSpielmodus, Player versus Player: Die Spieler treten alleine oder in Gruppen gegeneinander an.
„>PvP und Grind
Aber die beiden Spiele machen nicht alleine die Wende aus. Insgesamt ist der MMORPG-Markt breiter und interessanter geworden.
WoW hat sich erholt. Final Fantasy XIV hat sich vernünftig weiterentwickelt. Guild Wars 2 steht nach der Erweiterung “Path of Fire” besser da, als nach dem schwachen Heart of Thorns.
Bestehende MMORPG-Hits kapseln sich ein
Nur wenige MMORPGs, die 2013 groß waren, sind 2018 wirklich verschwunden. Den meisten geht es nach wie vor gut. Doch sie sind nicht mehr das Phänomen von früher. Sie haben an Strahlkraft außerhalb ihrer Nische verloren.
Statt wie damals ein großes Leuchtturm-Spiel „World of Warcraft“ gibt es heute vier oder fünf MMORPG der ersten Reihe, die als „erfolgreich“ und „gut“ wahrgenommen werden. Und auch Spiele außerhalb dieser ersten Garde haben ihre Fans.
Die MMORPGs, die damals ein Hit waren, sind alle noch da: Sie bringen Erweiterungen und begeistern Spieler. Doch irgendwie sind MMORPGs aus der Mode gekommen.
Ihre Außenwirkung ist mit der Zeit kleiner geworden. Sie sind eher unter dem Radar des Mainstream-Gamings, dessen Fokus jetzt auf Spielen wir Fortnite liegt.
Die Publisher haben darauf reagiert. Man hat das Gefühl, dass Spiele wie WoW oder Guild Wars 2 nun mehr Wert darauf legen, bestehende Spieler zu halten oder alte zurückzugewinnen, als neue Spieler zu begeistern. Sie kapseln sich in sich selbst ein.
Denn heute werben sie um eine Spieler-Generation, die auf schnelles Gameplay und direktes Feedback steht. An die ist schwer heranzukommen mit dem Reiz von MMORPGs, die darauf setzen, dass Spieler auf Jahre in eine Welt versinken.
Gegenbewegung ist zu erkennen
Allerdings merkt man in den letzten Monaten, dass diese Ruhe auch etwas Anziehendes hat. Spiele wie Final Fantasy XIV oder The Elder Scrolls Online scheinen mit der ruhigen Taktik der Weiterentwicklung durchaus Spieler binden und neu gewinnen zu können.
Sie geben Erfolgsmeldungen aus:
- Man hört von Final Fantasy XIV: Wir hatten nie mehr zahlende Abonnenten als jetzt.
- Bei ESO schwärmt man davon, ein Erfolg unter dem Radar zu sein.
- Black Desert träumt von einem Port auf PS4 und Xbox One und einer strahlenden Zukunft
Klar ist: MMORPGs sind vielleicht 2018 eher „out“ als 2013, aber in dieser Nische entwickeln sich ältere Titel zum Teil prächtig und florieren, machen ihre Fans glücklich, die nichts auf sie kommen lassen.
Warten auf das nächste Ding – MMORPG-Fans sind zersplittert
Allerdings scheinen die ungebundenen MMORPG-Fans, die es da draußen gibt, alle auf das nächste große Ding zu warten.
Früher gab’s immer ein „nächstes MMORPG“, auf das man hinfiebern konnte. Das gibt es heute nicht mehr.
Seit es keine „großen, neuen westlichen MMORPGs“ mehr gibt, verteilt sich das Interesse der ungebundenen Fans auf die bestehende MMOPRGs. Manche betrachten sie als eine Art Platzhalter, mit der sie sich die Zeit vertreiben, bis das MMORPG herauskommt, auf das sie wirklich warten.
Welches Spiel letztlich diese ungebundenen Fans binden kann, ist die spannende Frage:
- Wird’s ein Crowdfunding-Game sein wie Ashes of Creation oder Crowfall?
- Wird ein Asia-MMORPG wie Lost ARK das nächste große DIng?
- Oder kann sich ein etabliertes Spiel noch mal hoch aufschwingen.
Interessante Kandidaten für das nächste große Ding stellen wir hier vor:
Klar ist, wenn man schaut, was sich bei den MMORPGs zwischen 2013 und 2018 verändert hat: MMORPGs sind vielleicht stärker zu einem Nischengenre geworden als früher Aber in dieser Nische geht deutlich farbenfroher und früher, als man 2015 noch hätte ahnen können.
Ich bin mal gespannt, wie die nächsten 5 Jahre werden.
In unserer unregelmäßigen Reihe “State of Play” schauen wir auf den aktuellen Stand des MMORPG-Marktes. Der letzte Artikel aus der Reihe erschien vor etwa einem Jahr:
State of Play: Wo stehen die MMORPGs WoW, ESO, GW2, FF14 und Black Desert Anfang 2017?
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Source: Destiny 2 PC