Singleplayer-Spiele sterben nicht aus – Es wird sie immer geben

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Meine Kollegin Cortyn erklärte in ihrem Artikel, warum sie glaubt, dass Singleplayer-Spiele langsam aussterben. Ich stimme ihr in vielen Punkten zu, glaube aber nicht, dass wir keine Einzelspieler-Titel mehr zu sehen bekommen.

Als ich noch als festangestellter Redakteur arbeitete, wurden nach Release von World of Warcraft im Jahr 2004 viele Stimmen laut, die schon das Ende der Singleplayer-Spiele gekommen sahen. Niemand würde mehr Singleplayer-Titel brauchen, hieß es. Und für eine gewisse Zeit sah es auch so aus, als hätten diese Leute recht gehabt. Der Markt stand kurz vor dem Kollaps. Doch er fing sich wieder.

Hohe Verkaufszahlen zeigen, dass Interesse besteht

Titel wie The Witcher 3, Fallout 4, Skyrim und jüngst Divinity: Original Sin 2 (DOS 2) zeigen, dass das Interesse an guten Singleplayer-Spielen nach wie vor vorhanden ist.

Skyrim hat sich mehr als 30 Millionen mal verkauft. The Witcher 3 über 25 Millionen mal. Als jüngstes Beispiel – und dieses wird noch öfter in der Kolumne auftauchen – kann man Divinity: Original Sin 2 nennen, das sich innerhalb von nur vier Tagen nach Release mehr als eine halbe Million mal verkauft hat.

DOS 2 konnte auf Metacritic eine Wertung von 93 Prozent einsacken! Eine ungeheuer gute Wertung.

Metacritic zeigt außerdem, dass die Mehrheit der am besten bewerteten Spiele aller Zeiten Singleplayer-Games sind. Dazu gehören The Legend of Zelda: Breath of the Wild mit 97 Prozent, Half-Life 2 mit 96 Prozent und The Last of Us mit 95 Prozent. Hinzu kommt, dass gerade der Crowdfunding-Bereich das große Interesse der Spieler an Einzelspieler-Titeln zeigt. Games wie Pillars of Eternity, Wasteland 2 und 3, Divinity: Original Sin 1 und 2, Shenmue 3 oder Torment: Tides of Numenera beweisen, dass Gamer nach wie vor solche Titel haben möchten.

“Games as a Service” ist attraktiv für Entwickler

Es ist also nicht so, dass kein Markt für Singleplayer-Spiele vorhanden ist. Ganz im Gegenteil. Das „Problem“ ist ein anderes. Games as a Service versprechen einem Entwickler mehr Geld mit weniger Aufwand sowie eine treue Spielerschaft, die lange dabei bleibt und obendrein bereit dazu ist, immer wieder Kleinstbeträge für „ihr“ Spiel auszugeben. Für einen Entwickler und einen Publisher ist das eine Goldgrube.

Man produziert ein Spiel und statt das Team an eine Fortsetzung zu setzen, wird es stark reduziert. Die Mannschaft, die übrig bleibt, hält den Titel mit Updates, DLCs, Lootboxen und neuen Items am Leben. Das bedeutet einen geringeren Aufwand für das Studio mit weniger Personalkosten aber einem stetigen Strom an Einnahmen durch die Spieler.

Viele Entwicklerstudios, vor allem die größeren AAA-Teams werden sich an diesem System orientieren. Denn es handelt sich um gewinnorientierte Firmen. Das Ziel jedes Unternehmens ist es, Gewinn zu erwirtschaften. Etabliert sich ein neues, lukratives System auf dem Markt, muss es ausgenutzt werden. Das war bei Free2Play nicht anders. Doch genau das ist eine Chance für kleinere Entwicklerstudios, die eben nicht die Möglichkeiten haben, ein hochklassiges Onlinespiel zu produzieren und langfristig zu betreiben. Hier liegt es nahe, dass sich diese Teams auf den Singleplayer-Bereich konzentrieren.

So geschehen mit CD Projekt Red, die mit der Reihe The Witcher genau dieses Genre weiter bedienten und sich damit eine goldene Nase verdient haben.

Der Markt ist vorhanden

Denn wie schon erwähnt, existiert nach wie vor ein Markt für diese Spiele. Vielleicht werden AAA-Produktionen weiter heruntergefahren und Spiele mit geringerem Budget erobern den Markt, wie Divinity: Original Sin 2 eindrucksvoll zeigt. Doch selbst das ist fraglich. Denn gerade Bethesda wird es sich mit der Kerncommunity nicht verscherzen wollen, die trotz einem The Elder Scrolls Online nach wie vor und Jahr um Jahr nach einem The Elder Scrolls 6 ruft. Und wenn sich ein Skyrim schon mehr als 30 Millionen Mal verkauft hat, warum sollte Bethesda auf diese Kundschaft verzichten?

Selbst große Firmen wie Rockstar Games sehen noch einen „Sinn“ in Singleplayer-Spielen. Im kommenden Jahr erscheint Red Dead Redemption 2, ein Western-Epos mit Fokus auf Einzelspieler-Inhalte. Und Rockstar-Games-Entwickler Imran Sarwar erklärte erst vor kurzem, dass das Team aus großen Fans von Singleplayer-Spielen besteht, da solche Spiele einfach eine völlig andere Immersion und Erzählstruktur als ein Onlinegame bieten. Auch, wenn bei GTA 5 der Fokus momentan auf dem Online-Modus liegt, heißt das laut Sarwar nicht, dass Rockstar Games Single Player vernachlässigen wird.

Sogar Zach Wilson vom nun geschlossenen Studio Visceral, erklärt, dass es absurd sei, Singleplayer-Spiele abzuschreiben. Electronic Arts mag seiner Meinung nach vielleicht eines der Studios sein, die in diesem Bereich nicht mehr so aktiv sind, doch es gibt viele andere Entwickler, die gerade in diesem Genre erfolgreich sind. Er spricht auch den Punkt der Asset-Entwicklung an, die viel Geld verschlingt. Die Produktionskosten eines Singleplayer-Spiels sind hoch, weil eben die Erstellung der Grafiken und Animationen sehr teuer ist.

Doch in diesem Bereich tut sich etwas laut Wilson, was die Entwicklung von Singleplayer-Spielen in Zukunft wieder attraktiver gestalten könnte.

Wechseln Singleplayer-Fans zu Multiplayer-Spielen?

Eine weitere Frage, die sich stellt ist: Was würde mit den Spielern passieren, wenn es keine Singleplayer-Games mehr gebe? Würden sie dann einfach so zu Onlinetiteln wechseln? Es gibt teils gravierende Unterschiede zwischen Multiplayer- und Singleplayer-Spielen. Allen voran das Erzählen einer dichten Story sowie Entscheidungen mit sichtbaren Konsequenzen.

Warum sollte jemand, der genau das bei Spielen erleben möchte, plötzlich nur noch Battle-Royale-Shooter spielen wollen? Das hat nicht mal bei den MMORPGs geklappt. Auch hier klafft nach wie vor eine große Kluft zwischen den Fans von MMOs und denen von Singleplayer-RPGs.

Wer einen möglichst großen Teil des Marktes erreichen will, muss sich breiter aufstellen oder sich mit einer Nische begnügen. Aber AAA-Studios können es sich nicht leisten, Spiele für die Nische zu entwickeln. Denn von ihnen werden qualitativ extrem hochwertige Produkte mit hervorragender Grafik erwartet. Und die Produktion eines solchen Spiels verschlingt viel Geld. Sich dann mit hohen Ausgaben nur an einen Nischenmarkt zu richten, ist finanziell nicht tragbar. Das ist auch einer der Gründe für den Fokus auf „Games as a Service“.

Zusammenfassend kann man sagen:

  • Der PC wurde schon totgesagt, als die Konsolen aufkamen.
  • Singleplayer-Spiele wurden totgesagt, als MMORPGs aufkamen.
  • Rundenbasierte Kampfsysteme wurden totgesagt, als Echtzeittitel den Markt eroberten.

Ja, der Markt ändert sich – immer und immer wieder – aber dass Singleplayer-Spiele verschwinden, davon bin ich nicht überzeugt, es wird weiterhin eine Koexistenz geben. Ab und an will man einfach eine spannende Story alleine erleben und manchmal gemeinsam mit Freunden Spaß haben. Das Interesse an Singleplayer-Games ist nach wie vor vorhanden.

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Source: Destiny 2 PC

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