Wer hat nicht schon einmal mehrere Schüsse mit seiner Handfeuerwaffe verfehlt, obwohl man doch richtig gezielt hat? Schuld daran ist eine Mechanik in Destiny 2, die sich Bloom nennt. Aber was macht diese Mechanik? Und warum spielen sich Handfeuerwaffen auf dem PC so viel besser?
Ein Redditor hat die aktuellen Nutzungszahlen der Waffen im Schmelztiegel von Destiny 2 ausgewertet. Speziell die Handfeuerwaffen sind auf dem PC deutlich beliebter. Woran liegt das? Und welche Rolle spielen hierbei “Aim Assist” und „Bloom“? Um das herauszufinden, begeben wir uns auf eine kleine Zeitreise.
Falkenmond, Dorn, Das letzte Wort – Die Über-Waffen
Es gab Zeiten in Destiny 1, da war der Schmelztiegel überwiegend von Handfeuerwaffen bevölkert. In erster Linie spielten die Hüter mit
- der Falkenmond, welche gegnerische Spieler auf große Distanz mit einem Schuss ausschalten konnte,
- der Dorn, deren Giftschaden schon bei zwei Kopftreffern zum Exitus führte, sowie
- dem letzten Wort – die Handfeuerwaffe mit der schnellsten TTK aller Primärwaffen (circa 0,3 Sekunden).
In Kombination mit dem auf Konsolen standardmäßigen Aim Assist waren diese Waffen übermächtig.
Um die Dominanz der Handfeuerwaffen zu durchbrechen, führte Bungie bei dieser Waffengattung ein System ein, das sich Bloom nennt.
Bloom – auch bekannt als Ghost Bullets
Eingeführt wurde die Mechanik von Bungie zum ersten Mal in Halo: Reach. Das System sorgte damals schon für großen Unmut unter den Spielern, da den Kämpfen mit Bloom ein Zufallsprinzip hinzugefügt wurde, das niemand gefordert hat.
In der Regel soll die Kugel da einschlagen, wo man hinzielt. Mit Bloom ist dem jedoch nicht immer der Fall.
Was tut Bloom genau? Stellen wir uns eine Linie vom Lauf der Waffe bis zum gegnerischen Ziel vor. Ohne Bloom verfolgt das Projektil genau die Bahn dieser Linie und schlägt somit dort ein, wo der Schütze hingezielt hat.
Kommt die Bloom-Mechanik ins Spiel, wird aus dieser Linie ein Trichter. Anschaulich betrachtet baut man an den Waffenlauf eine Eiswaffel an, die zum Ziel gerichtet immer größer wird. Nun schlägt die Kugel nicht mehr auf einer Linie ein, sondern irgendwo innerhalb dieses Trichters. Wo die Kugel genau einschlägt, ist dem Zufall überlassen.
Aus diesem Grund fühlen sich Handfeuerwaffen nicht konsistent an. Obwohl man auf den kritischen Bereich eines Gegners zielt, landet die Kugel daneben oder nur auf den Körper. Dieses Phänomen wird auch als Ghost Bullets bezeichnet – Kugeln, die im Nirgendwo verschwinden.
Anfängliche und finale Präzision – was ist damit gemeint?
Um die Ausprägung des Blooms – und somit die Größe der Eiswaffel – zu beschreiben, müssen die anfängliche und die finale Präzision betrachtet werden:
- Anfängliche Präzision – Beschreibt die Ausprägung des Blooms bei Abgabe des ersten Schusses. In der Regel ist der Trichter beim ersten Schuss sehr klein, kritische Treffer beim sorgfältigen Zielen sind daher sehr wahrscheinlich. Sprich, der erste Schuss landet da, wo Ihr hinzielt.
- Finale Präzision – Beschreibt die Größe des Trichters nach der Abgabe mehrerer Schüsse direkt hintereinander. Der Trichter wird immer größer und somit die Wahrscheinlichkeit, das Ziel zu verfehlen.
Diese Streuung war in Halo: Reach noch sehr gering, in Destiny ist der Trichter deutlich größer, nicht nur bei der finalen Präzision, sondern auch bei Abgabe des ersten Schusses.
Die Auswirkungen dieses Prinzips hat der Redditor Opnomonous in einem kurzen Video anschaulich dargestellt:
Fassen wir die gewonnenen Erkenntnisse zusammen:
- Exotische Handfeuerwaffen waren in Destiny 1 aufgrund ihrer Perks und des Aim Assists auf den Konsolen zu stark, aus diesem Grund führte Bungie die Bloom-Mechanik ein
- Dank Bloom fliegen Projektile nicht mehr in einer geraden Linie, sondern in einem Trichter
- Wo die Kugeln innerhalb des Trichters einschlagen, entscheidet der Zufall
- Die Größe des Trichters ist abhängig von der anfänglichen und finalen Präzision
Darum spielen sich Handfeuerwaffen in Destiny 2 schlechter als im Vorgänger
Die Spieler waren alles andere als begeistert von der Einführung der Bloom-Mechanik. In Konsequenz entschied nun der Zufall über Sieg oder Niederlage, nicht mehr der Spieler selbst. Warum einige wenige Vertreter der Gattung weiterhin genutzt wurden (Eyasluna / Palindrom) lag zum einen an der Waffenhandhabung, zum anderen am Aim Assist.
Hauptgrund jedoch waren die verfügbaren Perks, die auf den Waffen gerollt werden konnten. Denn die Auswirkungen des Blooms konnten durch Präzisions- und Reichweitenperks verringert werden. Denn die Reichweite beeinflusst positiv den Aim Assist und die Größe des Trichters, Schüsse fanden somit häufiger ihr Ziel.
Diese Perk-Auswahl gibt es in Destiny 2 nicht mehr – die Hüter müssen mit dem auskommen, was verfügbar ist. Die fehlende Perk-Auswahl schlägt sich auf das Waffenverhalten nieder. Bloom ist ohne entsprechende Stabilitäts- oder Reichweiten-Perks deutlich ausgeprägter.
In Konsequenz leiden insbesondere Handfeuerwaffen an dem Wegfall der zufälligen Waffen-Rolls. Schlägt sich dieser Umstand auch im Nutzungsverhalten der Hüter nieder? Die Ergebnisse sind auf den ersten Blick überraschend.
Nutzungsverhalten der Waffen im Schmelztiegel – Konsole / PC
Das ist die Nutzung der verschiedenen Waffengattungen laut der externen Seite Guardian.gg. Auf den Konsolen sieht das Ganze so aus (Spielmodus Eisenbanner):
Wenig überraschend dominieren die Automatikgewehre. Sie sind einfach in der Handhabung und ihre Reichweite überragend. Auf Platz 2 landen mit großem Abstand die Scout-Gewehre (oder sollte man eher sagen: Das Scout-Gewehr?). Alle anderen Waffentypen werden unterdurchschnittlich genutzt.
Das Bild sieht auf dem PC deutlich anders aus:
Auch auf dem PC sind die Automatikgewehre die beliebteste Waffenkategorie. Dahinter folgen knapp die Handfeuerwaffen. Auf Platz 3 landen die Scout-Gewehre.
Warum sind die Handfeuerwaffen auf dem PC so beliebt? Die Antwort ist in der Bloom-Mechanik zu finden. Denn die gibt es auf dem PC nicht.
Kein Aim Assist = Kein Bloom
Da PC-Spieler mit Maus und Tastatur deutlich präziser zielen können, existiert der Aim-Assist auf dem PC nicht. Erst wenn ein Controller an den PC angeschlossen wird, ist der Aim-Assist spürbar.
Da es keinen Aim-Assist gibt, ist auch die Bloom-Mechanik obsolet. Anvisierte Ziele werden demnach garantiert getroffen, der Zufallsfaktor ist nicht existent. Wie unbeliebt die Bloom-Mechanik ist, zeigt die obere Grafik deutlich.
Die Spieler wünschen sich schon seit längerer Zeit eine Abschwächung des Aim-Assists, nicht selten laufen Ziele durch das Bild, die das Visier verreißen lassen. Würde der Aim-Assist geschwächt werden, müsste Bungie auch nicht mehr auf die Bloom-Mechanik zurückgreifen, der Skill des einzelnen Spielers würde wieder im Vordergrund stehen.
Wie Bungie mit diesem Thema weiter umgehen wird, ist nicht bekannt, offizielle Verlautbarungen gibt es nicht. Bungie weiß jedoch zweifelsfrei über die Waffennutzung bescheid, es ist daher wahrscheinlich, dass die Handfeuerwaffen in irgendeiner Form überarbeitet werden. Vielleicht ja schon in einem der zwei großen Updates im Dezember (05.12. und 12.12.)?
Ist euch diese Mechanik schon einmal aufgefallen? Was haltet Ihr davon?
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Source: Destiny 2 PC