In Amerika wurde die Netzneutralität abgeschafft. Aber was heißt das eigentlich? Hat das auch Folgen für uns Gamer? Wir erklären den Sachverhalt.
Während es auf vielen Nachrichtenseiten als kleinere News ihre Kreise zieht, laufen in den Internet-Foren die amerikanischen Nutzer Sturm, denn dort wurde die Abschaffung der Netzneutralität beschlossen. Aber was bedeutet das im Klartext?
Netzneutralität bedeutet im Grunde die Gleichbehandlung aller Daten, die ein Nutzer aus dem Internet ziehen kann. Egal, ob man ein Video von YouTube schaut, einen privaten Blog aufruft oder sich ein Spiel über Steam herunterlädt, alle Daten werden gleich behandelt.
Die Geschwindigkeit des jeweiligen Downloads wird nur von der eigenen Internetleitung und der angebotenen Geschwindigkeit des jeweiligen Servers, auf dem die Daten liegen, geregelt. Das ist die Netzneutralität: Alle Daten fahren auf der gleichen Spur. Es gibt nur eine einzige Spur, es gibt keine Überholspur.
Wird die Netzneutralität abgeschafft, könnte es verschiedene Spuren geben: Langsame und schnelle. Das ist die Gefahr.
Warum ist die Netzneutralität so wichtig?
Das Internet ist eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit, die Innovation und Meinungsaustausch auf globaler Ebene ermöglicht hat.
Die Gefahr ist: Dass sich große Seiten und Firmen “Luxus-Tarife” leisten können und dadurch schneller werden, während “kleinere Seiten” sich diese Tarife nicht leisten können und dadurch langsamer werden. Das könnte erhebliche Nachteile für kleinere Seiten und Foren haben, die dann als “Seite der 2. Klasse” nicht mehr so attraktiv für Internet-Besucher sind.
Aber auch für Gamer könnte es teurer werden. Denn ohne Netzneutralität gäbe es keinen Grund mehr, dass die Internetanbieter die volle Leistung für Spiele anbieten. Wer also keine hohe Latenz (Ping) in Spielen wie WoW, Destiny 2 oder PUBG haben will, der müsste vielleicht einen Zusatzdienst bei seinem Internetanbieter buchen.
Alternativ könnten die Internetanbieter auch einen Deal mit den großen Publishern abschließen. So könnte es sein, dass Blizzard jeden Monat an die Telekom bezahlen muss, damit WoW-Spieler eine gute Verbindung haben. Diese Mehrkosten würden sicher auf die Kunden umgelegt werden – die Kosten für ein Spiel steigen.
Kleinere Spielehersteller, Publisher oder Seitenbetreiber würden an diesen Kosten scheitern. Sie kämpfen im Internet jetzt schon um ihr Überleben. Wenn ihre Dienste nur mit niedriger Geschwindigkeit angesteuert werden können, fürchten sie, dass sich das negativ auf sie auswirken wird.
Was die Abschaffung der Netzneutralität für Folgen hat, werden wir in den nächsten Wochen und Monaten am Beispiel von Amerika sehen. Ein „freies Internet“, wird es dann nur noch für die Leute geben, die es sich leisten können. Das gilt für Anbieter und Nutzer.
Netzneutralität in Europa ebenfalls in Gefahr
Auch in Deutschland ist die Netzneutralität in Gefahr. Verschiedene Anbieter, wie etwa die Telekom, versuchen gegenwärtig Dienste wie „StreamOn“ zu etablieren, bei dem die Nutzung ausgewählter Dienste etwa nicht vom Datenvolumen der Kunden abgezogen wird. Dadurch werden alle anderen Video-Plattformen automatisch weniger attraktiv.
Die großen Konzerne versuchen die Netzneutralität auszuhebeln, um dadurch Vorteile zu erhalten: Gerade Streaming-Dienste benötigen viel und schnellen Traffic. Hier ist das Interesse der Anbieter hoch, ihre Kunden bevorzugt zu behandeln. Auch sonst wären solche “Luxus-Tarife” für Anbieter attraktiv, geben sie ihnen doch einen Vorteil.
Die meisten Internetanbieter führen die bestehende Netzneutralität als Grund an, um den Ausbau der Leitungen nicht voranzutreiben – denn wenn sie darin investieren, wollen sie die Nutzung der Leitungen auch stärker und gezielter vermarkten können.
Oder um es etwas finsterer zu formulieren: Die Abschaffung der Netzneutralität würde das Internet in die Hand der großen Konzerne legen und „unser schönes Internet“ mit all seiner Vielfalt beschneiden.
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Source: Destiny 2 PC